Angststörungen – wenn Angst das Leben bestimmt

Angst: Urgefühl, Schutzmechanismus und Krankheitsbild

Angst ist eine der grundlegendsten menschlichen Emotionen. Sie begegnet uns im Alltag auf vielfältige Weise: beim Blick in die Nachrichten, in herausfordernden Situationen oder wenn wir uns Sorgen um die Zukunft machen. Auch wenn sie oft als unangenehm empfunden wird, erfüllt Angst eine wichtige Funktion, denn sie schützt uns vor Gefahren und hilft uns, schnell zu reagieren. 

Als biologischer Schutzmechanismus versetzt Angst den Körper in Alarmbereitschaft: Herzschlag und Atmung beschleunigen sich, Muskeln spannen sich an, unsere Sinne schärfen sich. In vielen Situationen kann uns das sprichwörtlich das Leben retten.

 Doch was, wenn die Angst überhand nimmt? Wenn sie nicht mehr schützt, sondern lähmt?

Angststörung – wenn Angst das Leben bestimmt

Angststörungen zählen zu den häufigsten psychischen Erkrankungen. Im Gegensatz zur gesunden Angst tritt sie dabei übermäßig stark, dauerhaft und oft ohne realen Auslöser auf. Betroffene wissen häufig, dass ihre Angst übertrieben ist – und fühlen sich ihr trotzdem ausgeliefert.

Es gibt unterschiedliche Arten von Angststörungen, die alle in der ICD 10, dem internationalen Klassifikationssystem für Krankheiten aufgelistet sind:

  • generalisierte Angststörung  

  • soziale Phobie  

  • Panikstörung mit oder ohne Panikattacken  

Symptome einer Angststörung ganz allgemein

Die Symptome einer Angststörung sind vielfältig und oft körperlich spürbar:

  • Herzrasen, Engegefühl oder Atemnot 

  • Zittern, Schwitzen, Unruhe  

  • Kloß im Hals, Magenprobleme  

  • Kopfschmerzen, Nackenschmerzen oder Symptome im Kopf wie Schwindel

  • Schlafstörungen, Konzentrationsprobleme 

  • Rückzug und Vermeidung belastender Situationen  

Nicht selten tritt eine Angststörung mit Depression auf. Die ständige innere Anspannung kann zu Hoffnungslosigkeit, Erschöpfung und sozialem Rückzug führen.

Ursachen von Angststörungen

Die Ursachen einer Angststörung sind individuell. Häufige Faktoren sind:

  • belastende Kindheitserfahrungen 

  • übermäßiger Stress oder Leistungsdruck  

  • ungünstige Denk- und Verhaltensmuster

  • traumatische Erlebnisse oder genetische Veranlagung  

Soziale Phobie – Angst vor der Bewertung durch andere

Ein Gespräch beginnen, einen Vortrag halten oder auch nur in einer Gruppe sprechen – für Menschen mit sozialer Phobie sind solche Situationen mit intensiver Angst verbunden. Betroffene vermeiden oft soziale Situationen oder ertragen sie nur mit großer Anspannung. Häufig kommt es zu einer erheblichen Einschränkung im Berufsleben, im Freundeskreis oder in der Partnerschaft. Nicht selten führt die soziale Phobie dazu, dass sich Betroffene zurückziehen und sich beziehungsunfähig fühlen.

Symptome der sozialen Phobie

Zu den häufigsten Symptomen zählen:

  • starke Nervosität oder Angst vor bestimmten sozialen Situationen 

  • Erröten, Zittern, Schwitzen 

  • Angst, sich zu blamieren oder negativ aufzufallen 

  • ständiges Grübeln über das eigene Verhalten

  • Vermeidungsverhalten bis hin zur Isolation  

Oft treten diese Symptome bereits in der Jugend auf – und ihre Ursachen liegen häufig in der Kindheit: etwa durch übermäßige Kritik, Ablehnungserfahrungen oder mangelnde soziale Unterstützung.

Panikattacken – wenn die Angst plötzlich kommt

Eine Panikattacke kommt meist ohne Vorwarnung: Herzrasen, Atemnot, Zittern, das Gefühl zu ersticken oder ohnmächtig zu werden. Wer es erlebt hat, weiß, wie real diese Angst ist.  Panikattacken sind intensive Angstanfälle, die scheinbar ohne konkreten Auslöser auftreten. Die Dauer einer Panikattacke beträgt meist 10–30 Minuten – sie wirkt aber deutlich länger nach. Viele erleben sie als Kontrollverlust oder das Gefühl, „verrückt zu werden“.

Symptome einer Panikattacke

  • starkes Herzrasen, Atemnot, Druck auf der Brust  

  • Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Zittern 

  • Schwindel, Benommenheit, Übelkeit 

  • das Gefühl, keine Luft zu bekommen oder ohnmächtig zu werden 

  • starker innerer Stress

Panikattacken treten häufig im Rahmen einer Angststörung auf oder in Kombination mit einer Depression. Auch sie sind in der ICD-10 als psychische Störung anerkannt.

Ursachen

Oft liegt der Ursprung für Panikattacken in einer dauerhaften inneren Anspannung, die sich über längere Zeit aufgebaut hat. Häufige Auslöser sind:

  • belastende Erfahrungen oder traumatische Ereignisse  

  • Ängste oder Unsicherheiten aus der Kindheit

  • anhaltender Stress, Überforderung oder Erschöpfung 

  • ein besonders sensibles Nervensystem 

  • ungelöste innere Konflikte oder emotionale Überlastung  

 Viele Betroffene erleben die erste Panikattacke scheinbar aus dem Nichts – in einer ruhigen Situation, beim Autofahren oder sogar beim Einschlafen. Tatsächlich war der Körper oft schon lange im „Alarmmodus“. Die Attacke ist dann wie ein Ventil, über das sich angestaute Anspannung entlädt.

Erste Hilfe bei Panikattacken

Zu wissen, was genau bei einer Panikattacke passiert, kann bereits helfen. Erste Hilfe-Strategien, die wir gemeinsam erarbeiten, können Ihnen Sicherheit geben. Atemtechniken, Selbstberuhigung und Achtsamkeit sind hier wichtige Bestandteile.

Wichtig zu wissen: Panikattacken sind nicht gefährlich, aber sie sind ein ernstzunehmendes Signal. Sie zeigen, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist – und sie lassen sich therapeutisch sehr gut behandeln.

Test bei Angststörungen

Wenn Sie sich fragen, ob Ihre Ängste behandlungsbedürftig sind, kann ein Selbsttest eine hilfreiche erste Orientierung bieten. Auf psychenet.de: Angststörungen Selbsttest finden Sie einen wissenschaftlich fundierten Test, der Ihnen hilft, Ihre Ängste besser einzuordnen. Dieser Test ersetzt keine fachliche Diagnose, aber er kann Ihnen dabei helfen, Ihre Symptome zu erkennen und ein erstes Gefühl dafür zu bekommen, ob eine Angststörung vorliegt. Gerne bespreche ich die Ergebnisse des Tests mit Ihnen in einem persönlichen Gespräch, damit wir gemeinsam den richtigen Weg zur Unterstützung finden können.


Therapie: Angst verstehen und bewältigen

Angst ist eine wichtige Emotion, doch wenn sie zum ständigen Begleiter wird, braucht es neue Wege im Umgang mit ihr. Ganz gleich, wie sich die Angst bei Ihnen bemerkbar macht: Psychotherapie kann helfen, die Angst nachhaltig zu bewältigen.

In meiner Praxis arbeite ich mit kognitiver Verhaltenstherapie, einem wissenschaftlich fundierten Verfahren, das sich bei Angststörungen besonders bewährt hat. Dabei lernen Sie:

  • was Angst in Ihrem Körper und Denken auslöst

  • wie Sie Frühwarnzeichen erkennen

  • wie Sie belastende Gedanken verändern

  • wie Sie Vermeidung durch neue Erfahrungen ersetzen

  • wie Sie wieder Vertrauen in sich und Ihre Fähigkeiten entwickeln

Ziel der Therapie ist nicht, Angst völlig „wegzumachen“, sondern den Umgang mit ihr zu verändern – hin zu mehr Freiheit, Sicherheit und Lebensqualität. Denken Sie daran: Angst will uns eigentlich schützen.  Sollten Sie jedoch das Gefühl haben, dass Ihre Angst Sie im Alltag einschränkt, zögern Sie nicht, sich an die Praxis für Psychotherapie zu wenden. Gemeinsam finden wir Wege, die Angst zu überwinden und Ihr Leben wieder selbstbestimmt und frei zu gestalten.  

 

Literatur:

https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/angststoerung/hintergrund

Test: https://www.psychenet.de/de/selbsttests/angststoerungen.html

https://www.malteser.de/aware/hilfreich/angststoerungen-ursachen-symptome-therapie.html

https://www.therapie.de/psyche/info/index/diagnose/angst/artikel/


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